Nachdem der Umfang der Rennserie in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen hatte (nur 3 Rennen in 2014) konnte dieses Jahr erstmals wieder ein Aufwärtstrend verzeichnet werden und der Harzcup stand mit insgesamt 4 Veranstaltungen in allen 3 Harzer Bundesländern und einer spannenden Mischung recht unterschiedlicher Rennen auf dem Terminplan.
Wie immer machte der "Frühjahrsklassiker" in Bad Harzburg den Anfang, das auf der Mitteldistanz konditionell dieses Jahr wohl anspruchvollste Rennen mit ca. 1600 hm, das zudem mit einigen schnellen und ruppigen Trailabfahrten aufwarten kann und so immer ein echter Gradmesser der Form zu Saisonbeginn ist.
Dies war vor 4 Jahren mein erstes Rennen, das ich seitdem nie ausgelassen habe. Dementsprechend war die Strecke hinreichend bekannt was zusammen mit der über die Jahre immer weiter verbesserten Fahrtechnik und dem ebenfalls stark verbessertem Material (dieses Mal am Flash erstmals mit SRAM X0 Type 2 Schaltwerk = keine Probleme mit abgesprungener oder klemmender Kette mehr) fast zwangsläufig zu immer besseren Zeiten, gerade auch durch die schneller gefahrenen Trailabfahrten führte. Da Bad Harzburg immer wesentlich mehr Starter anzieht, als die anderen Rennen (197 Starter auf der Mitteldistanz, davon allein 29 in meiner Ü50 Klasse) waren natürlich etliche starke Leute am Start, so daß ich eher mit keiner herausragenden Platzierung rechnen konnte.
Das Rennen lief eigentlich "wie immer": jede Runde zu Beginn ca. 500 hm am Stück hochquälen, dabei in der ersten Runde Stau, dann auf den ruppigen Stücken möglichst fliegen lassen, die Wasserdurchfahrt ohne Reifenschaden nehmen, die fiese letzte Steigung bewältigen, bei der Rundendurchfahrt ein Gel für neue Energie einwerfen und ab Ende der 2. Runde dann auf die Krämpfe vorbereiten, die mich in der Schlußphase immer zuverlässig heimsuchen, weil das bisherige Training halt doch zu viele Flachetappen umfasst hat. Nichtsdestotrotz schaffe ich es dennoch immer mit Anstand ins Ziel, dieses Jahr sogar auf dem 6. Platz in meiner AK, meine bisher beste Bad Harzburg Platzierung. Das war für den Cup schon mal ein guter Anfang und das gute Gefühl wurde nur durch die Information etwas getrübt, dass die beiden stärksten Fahrer weit und breit dieses Jahr den gesamten Cup fahren würden und ich somit maximal um den 3. Gesamtplatz würde fahren können.
Zwei Wochen später ging's dann Anfang Mai gleich in Hohegeiß weiter, aus meiner Sicht das unspektakulärste Rennen der Serie, da braucht man auch nicht viel mehr Worte drüber zu verlieren (Platz 5 AK).
Nach diesem Saisonauftakt war dann erstmal etwas Zeit die noch vorhandenen Defizite mit weiterem Training auszugleichen. Ein "Spaßrennen" (Schäferwerk-Marathon Dassel) bin ich auch noch gefahren, wo ich mich kurz vor dem Ziel an dritter Stelle (AK) liegend noch habe überholen lassen, im Ziel dann 5 Sekunden Rückstand auf Platz 3, super…
Im Harzcup stand Ende Juni dann das Rennen in Sülzhayn (bei Ellrich) an, kurz hinter der Landesgrenze von NIedersachsen in Thüringen, Neuland für mich. Also am Wochenende vor dem Rennen das Rad ins Auto geladen und hingefahren. Der Einstieg in die Strecke war im dichten Gewusel der GPS Wegpunkte nicht so richtig auszumachen, aber dann ging's klar immer bergauf und nachher wieder runter (kommt einem bekannt vor). Ein Teil der Abfahrten war auf eklig schnellen und rutschigen Schotterstrecken, die ich schön vorsichtig und konzentriert in Angriff nahm. Eine relativ enge Kurve nach langer gerader Abfahrt konnte zum Glück rechtzeitig ausgemacht werden, schön abbremsen und erstmal langsam durch. Nur blöd, wenn man dann das Gehirn einfach abschaltet. So habe ich mich, als eigentlich schon alles gelaufen war, doch noch schön in der Kurve auf dem Schotter langgelegt und eine richtig schön blutende Schürfwunde am rechten Ellenbogen zugezogen. Na prima, der Tag war gelaufen und die Rennteilnahme in Gefahr.
Die nächsten Tage wurden fleissig durchgesuppte Verbände gewechselt und die mentale Verfassung behutsam wieder aufgebaut. Dann zeichnete sich zum Glück ab Mitte der Woche ab, dass ich das Rennen wohl aufnehmen können würde. Also nach Wochenfrist bei schönem Wetter wieder frühmorgens auf den Weg nach Sülzhayn gemacht, nachdem es in den Tagen zuvor noch ergiebig geschüttet hatte. Und so zeigte sich dann im Rennverlauf auch, daß weniger die Schotterstrecken als die total durchweichten Trails im Wald heute die Herausforderungen sein würden. Auch hier waren 3 Runden auf der Mittelstrecke zu bewältigen und ich merkte schon in der ersten, dass mir die Anstiege heute mehr Probleme als sonst bereiteten. Trotzdem konnte ich Runde 1 und 2 noch ganz anständig und mit identischen Rundenzeiten abwickeln, aber gleich im ersten Ansteg zu Beginn Runde 3 kamen die Krämpfe und als die dann durch Entschleunigen des Tempos überwunden werden konnten auch noch der Einbruch. Jetzt war nur noch Durchkommen angesagt, um nicht zu viele Platzierungen und Punkte zu verlieren, aber es wurden dann doch eine ganze Menge. Am Ende stand nur ein 9. Platz zu Buche, heute durfte mich (fast) jeder überholen.
Mit noch 3 Punkten Vorsprung auf dem 3. Platz der Gesamtwertung ging es in die grosse 9 Wochen Pause bis zum Harzcup Showdown in Schierke…
Schierker Endurothon, in 2015 endlich wieder im Cup dabei, mit erweitertem Programm (Kurparksprint, Klapprad-Rennen), aber mit denselben anspruchsvollen Bergauf- und Bergabstrecken, die dieses Rennen in der Marathonszene einmalig machen. Ein würdiger und angemessener Abschluss dieser Rennserie, dazu ausgetragen an einem Wochenende mit Kaiserwetter, was will man mehr. Eine Woche vorher war ich mit Familie schon mal zum Antesten in Schierke gewesen (Sommerferien!) und gönnte mir auch diesmal die Anreise am Vortag mit Übernachtung im selben Hotel. Das stellte sich als guter Plan heraus, konnte ich doch alles äusserst entspannt angehen und sogar am Vortag nochmal die Beschaffenheit der Strecke testen und sogar meine Linie an den neuralgischen Streckenabschnitten nochmal verfeinern.
Am Renntag geht es dann angeführt vom Klapprad-König Ronny Honecker um 10:00 auf die MIttelstreckenrunde (14 km, 330 hm), die 3x zu befahren ist. Das Motto der Veranstaltung lautet übrigens: Hör ich da ein Mutti? Ok, dies gilt wohl speziell für die Langstrecke, deren An- und Abstiege gegenüber der Mittelstrecke noch einen drauflegen und dem Begriff Enduro eher die Ehre machen, aber auch die Mittelstrecke hält einiges an fahrtechnischen Herausforderungen bereit, gerade bei höherem Tempo. Aber es macht Spaß und das Flash scheint manchmal zu fliegen. Heute gibt's kein Vertun, das Selbstbewussstein ist da, die Power ist da und so steht am Ende ein 4. Platz AK zu Buche. Das reicht!
Und so stehe ich dann ganz am Ende der Rennsaison doch noch einmal dort, wo jeder Rennfahrer irgendwann mal hinwill, auf dem Treppchen.
ThomasR (Kondensstreifen)
26.04.2015 Bad Harzburg www.mtb-bad-harzburg.de
09.05.2015 Hohegeiß www.braunlage.de
28.06.2015 Sülzhayn https://www.facebook.com/suelzhayner
28.08.2015 Schierke www.endurothon.de
Fotos: Andrea und Markus Nothrof (4), Thomas Reich (1)